Freitag, 14. März 2014

[Rezension] Aude Le Corff - Bäume reisen nachts

Inhalt: Nach dem Verschwinden ihrer Mutter Anaïs verbringt Manon die Nachmittage lesend unter einer Birke im Garten. Dort wird sie quasi von Anatole aufgesammelt, der sich über das seltsame Verhalten des Mädchens wundert. Gemeinsam lesen die beiden den kleinen Prinzen und es entwickelt sich eine Freundschaft. Dadurch lernt Anatole auch Manons Tante Sophie und ihren Vater Pierre kennen. Letzterer ist nach dem Verschwinden seiner Frau in eine Art Lethargie verfallen, aus der er erst aufwacht, als er und Manon überraschend Briefe von Anaïs erhalten, aus denen sie schließen können, dass diese sich in Marokko aufhält. Die beiden beschließen, sich sofort auf den Weg dorthin zu machen und Anaïs zurückzuholen. Was sie nicht wissen: Auch Sophie hat einen Brief erhalten. In dem offenbart Anaïs ihrer Schwester, dass sie zusammen mit ihrem Liebhaber dort lebt. Daher beschließen Sophie und Anatole, Pierre und Manon zu begleiten. Mit dem Auto machen sich die vier quer durch Frankreich und Spanien auf dem Weg nach Marokko.
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Leseeindruck: Die vier Hauptcharaktere bilden ein ziemlich ungleiches Gespann. Manon ist auf naive Art völlig beseelt von dem Gedanken, ihre Mutter zu finden, auch Pierre fiebert diesem Augenblick ungeduldig entgegen. Sophie schwankt zwischen Loyalität für ihre Schwester und ihrem Schwager, zusätzlich trägt sie auch noch ihr eigenes Geheimnis mit sich herum. Anatole macht sich Sorgen um Manon, für die er mittlerweile großväterliche Gefühle hegt und ignoriert für sie seine altersbedingten Gebrechen, um sie zu begleiten.
Aus den Perspektiven dieser vier Personen wird nun die Geschichte erzählt, der Wechsel ist dabei nicht störend oder verwirrend, sondern hilft dem Leser eher, das Ganze Geschehen zu erfassen. Ich hatte allerdings immer Probleme mit der Perspektive von Manon hatte (sie ist erst acht…), habe mich aber immer sehr auf Anatoles Beiträge gefreut habe. Der ehemalige Lehrer war mir wahnsinnig sympathisch! Interessanterweise hatte ich immer das Gefühl, dass die vier unter Gefühlsschwankungen leiden, das hat mich sehr irritiert. Es ist unglaublich, wie harmonisch alles abläuft und dann  zack - sind alle traurig oder aggressiv. Letzteres gilt vor allem für Pierre, der derartig auf die "Rettung" seiner Frau fixiert ist, dass seine Tochter vollkommen auf der Strecke bleibt. Das ist etwas, was ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass ein Elternteil vor lauter Liebeskummer sein Kind vergisst...
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Der Erzählstil der Autorin ist eigentlich sehr flüssig, aber hin und wieder lässt sie die Figuren auf eine Art und Weise Handeln, die mich beim Lesen immer wieder aus dem Konzept gebracht und teilweise gestört hat. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass die Geschichte an einigen Stellen unnötig Tempo aufnimmt. So etwas bringt mich immer ein wenig aus dem Konzept:
Das Lesen hat aber trotzdem viel Spaß gemacht. Diese vier Gestalten in einem Auto auf dem Weg nach Marokko - Einfach herrlich. Zwischendurch machen sie an wirklich faszinierenden Orten Halt, die ich mir direkt mal gemerkt habe. Man weiß ja nie, wann man mal nach Frankreich oder Spanien kommt :-)
Dennoch kam mir das Ende zu abrupt und war dann auch noch vorhersehbar. Da hatte ich irgendwie auf mehr gehofft.
Cover: Mir gefällt auch die Gestaltung des Covers. Ich deute die Figuren als die Hauptfiguren - vorne Manon, Pierre und Sophie, auf der Rückseite Antoine. Mir gefällt, dass die Verbindung von Vorder- und Rückseite und die Schlichtheit der Gestaltung, die endlich mal zum Geschehen des Buches passt. Dicker Pluspunkt dafür von mir!
Fazit: Ein unterhaltsames Buch, das meiner Meinung nach aber immer wieder in der Erzählung hakt. Ich persönlich konnte die plötzlichen Stimmungsschwankungen der Charaktere nicht wirklich nachvollziehen, daher gibt es hier Abzüge. Dennoch ein schönes Buch, dass hervorragend zum Frühling passt.
Aude Le Corff - Im Garten der verlorenen Träume
Verlag: Insel Taschenbuch
201 Seiten, Taschenbuch, 12,99€
Leseprobe
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Eure Maike
Rezensionsexemplar - vielen Dank

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